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Nachhaltigkeit im Sport – Interview mit Fabian Lautner

Anfang März haben wir ein BBV-Stipendium für die Ausbildung „Nachhaltigkeitsmanager/-in Sport“ ausgeschrieben. Fabian Lautner (BC Grün-Weiß Obernzell) hat sich damals beworben und jetzt vier Monate später hat er den Zertifikatslehrgang erfolgreich bestanden.

Fabian lebt und trainiert in Obernzell. Dieses Jahr wird er sein Lehramtsstudium erfolgreich beenden und im September sein Referendariat beginnen. Früher hat er an Jugendturnieren teilgenommen, heute spielt der 24-Jährige in der Bezirksoberliga beim BC GW Obernzell. Zudem hat Fabian seit 2019 seinen Trainerschein. 2021 absolvierte er die B-Trainerausbildung. Neben dem Vereinstraining, das Fabian regelmäßig gibt, engagiert sich der Lehramtsstudent im BBV im Bereich Lehrwesen.

Die Ausbildung wurde für Sportvereine und -organisationen verschiedenster Sportarten entwickelt, die ihren eigenen Weg für Nachhaltige Entwicklung systematisch verfolgen wollen. Wir freuen uns, dass mit Fabian ein bayerischer Badmintonspieler mit dabei war.

Die erlernten Inhalte und seine Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Verein verriet er Monika Weigert im Interview.

Fabian hat die Ausbildung „Nachhaltigkeitsmanager Sport“ erfolgreich abgeschlossen (Foto: Privat)

Monika: Im März hat der BBV das Stipendium für die Ausbildung ausgeschrieben. Warum wolltest du mitmachen?

Fabian: „Ich habe die Ausschreibung auf der Homepage gesehen und fand es richtig spannend, weil mir persönlich das Thema sehr wichtig ist. Meine Mama ist Geographielehrerin und durch sie bekomme ich viel vom Klimawandel mit. Außerdem war ich gerade fertig mit meinem Staatsexamen, also hatte ich Zeit. Ich war jedoch im Zwiespalt zwischen, die Zeit sinnvoll zu nutzen oder mir eine Pause zu gönnen. Dann habe ich zufällig bei einem Frühlingsturnier Lukki (Anm. Lukas Gunzelmann) getroffen. Wir haben uns über das Stipendium unterhalten und es würde komplett vom BBV finanziert werden. Das war der Punkt, wo für mich die Entscheidung feststand: Auf mich würden keinerlei Kosten zu kommen und ich war persönlich von dem Thema überzeugt. Also bewarb ich mich und es hat geklappt. Im Nachhinein bin ich sehr froh darüber.“

Wie verlief die Ausbildung zum Nachhaltigkeitsmanager?

Fabian: „Es war ein Zertifikationslehrgang der IHK – das bedeutet, es gab eine Prüfung am Ende. Die Prüfung war eine Präsentation, die einen ausgearbeiteten Prozess der Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie für den Verein umfasste. Die Abschlusspräsentation fanden in Nürnberg statt. Die Ausbildung war in drei Präsenzblöcke aufgeteilt. Zudem gab es sechs Onlineseminare. An den Präsenztagen wurde viel in Workshops erarbeitet. Online war es mehr Wissensvermittlung. Die Inhalte waren sehr vielfältig – von der Erklärung der Begriffe Nachhaltigkeit, CSR, Kreislaufwirtschaft über Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit im Sport. Die Referenten hatten unterschiedliche Hintergründe. Zum Beispiel war Professor Dr. Kuhn von der Universität Bayreuth, der Gründer von Sports4future und noch viele andere mit dabei. Eine Frage, mit der wir uns beispielsweise beschäftigten, war: ist die Formel 1 zukunftsfähig? Was außerdem richtig spannend war, war zu erfahren, wie man eine Nachhaltigkeitsstrategie von Grund auf entwickelt mit Analysen, Matrizen usw. Also, die Inhalte waren sehr interessant und es wurde alles interaktiv entwickelt.“

Welche anderen Teilnehmenden waren mit dabei?

Fabian: „Ich war für meinen Verein und dem BBV dabei – also in einer Doppelrolle. Neben mir war eine andere Teilnehmende aus dem Breitensport vor Ort. Die anderen Vereine waren sonst alle aus dem Profisportbereich. Im Eishockey ist es jetzt verpflichtend eine Nachhaltigkeitsstrategie zu haben, sobald man in der 1. Bundesliga spielt. Also es waren einige Vereinsvertreter vom Eishockey mit dabei. Basketball hat eine ähnliche Pflicht eingeführt. Also machten noch Leute aus dem Basketball, Handball und Fußball bei der Ausbildung mit. Die Gruppe war bunt gemischt, was ich richtig gut fand.“

Die Teilnehmenden der Ausbildung in Nürnberg (Foto: Privat)

Im Basketball und Eishockey ist es für Erstligavereine also schon verpflichtend, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu haben. Wie siehst du den zukünftigen Stellenwert vom Thema Nachhaltigkeit für den Badmintonsport?

Fabian: „Für mich persönlich ist der Stellenwert ganz weit oben. Es kommen immer mehr staatliche Vorgaben in Bezug auf Nachhaltigkeit, die man einhalten muss. Um Badminton auch zukünftig ausüben zu können, müssen wir uns daranhalten. Ich denke, der Klimawandel ist die größte Gefahr. Wegen der aktuellen Hitze habe ich diesen Sommer zum Beispiel schon ein Training ausfallen lassen. Das wäre mir sonst gesundheitlich zu gefährlich. Neben der Hitze können zukünftig auch die Energiepreise so stark steigen, dass nachfolgende Generationen in 100 Jahren den Badmintonsport nicht mehr ausüben können. Nachhaltigkeit heißt für mich, die Zukunft sichern. Wir wollen, dass die Leute noch lange Spaß am Badminton haben, weil es einfach eine richtig geile Sportart ist. Und dafür müssen wir was machen.“

Du hast es schon angesprochen, dafür muss man was tun. Hast du schon Ideen für Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Badminton?

Fabian: „In Deutschland gibt es schon gute Ansätze mit BadmintOneEarth oder der Nachhaltigkeits-AG im BBV. Die wichtigste Maßnahme ist, dass Nachhaltigkeit in der gesamten Vereins- oder Verbandsstruktur gesehen und gelebt wird. Das Thema soll nicht nur bei einer einzelnen Person liegen. Das funktioniert nicht. Jede*r sollte überlegen, wie er/sie bei seinen Entscheidungen nachhaltiger handeln kann. Es ist ein langer Weg. Aber wichtig ist, dass man einfach loslegt. Und es gibt viele coole Ideen, wie Recycling-Projekte oder Fahrradtage. In dem Bereich sind den Ideen erstmal kaum Grenzen gesetzt. Man kann auch mit kleinen Wunderkerzen, wie es einer der Dozenten genannt hat, schon etwas erreichen.“

Habt ihr bei euch im Verein schon Ideen umgesetzt?

Fabian: „Ja. Im Anschluss an das Interview besprechen wir bei uns im Verein den weiteren Weg. Wir wollen eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln und uns daran versuchen. Wir haben auch schon kleinere Aktionen bei Turnieren umgesetzt wie nachhaltige Preise (regionaler Honig), keine Urkunden mehr ausgedruckt oder einen Infostand zum Thema Nachhaltigkeit. Bildung und Sensibilisierung in dem Bereich ist sehr wichtig. In der Kantine haben wir auch vegane Alternativen und regionale Produkte angeboten. Das kam trotz der höheren Preise richtig gut an. Was auch cool war: Von meinen Kids habe ich als Dank für meine Jugendarbeit eine Bienenpatenschaft geschenkt bekommen.“

„Greenminton“ – das Cover von Fabians Abschlusspräsentation

Hast du einen Tipp für andere Vereine für mehr Nachhaltigkeit?

Fabian: „Legt los und macht euch auf den Weg! Schreibt euch das Thema auf die Fahne und schaut, welche Maßnahmen zu eurem Verein passen. Die SDG’s (Anm. Sustainable Development Goals) sind sehr vielfältig: Auch soziales Engagement fällt darunter. In dem Bereich macht der FC Bayern zum Beispiel sehr viel. Infomaterial gibt es extrem viel im Internet dazu. Da einfach mal reinschauen oder sich von anderen Vereinen inspirieren lassen. Es gibt schon sehr coole Ideen mittlerweile. Bei Nachhaltigkeit müssen wir wirklich unser ganzes Netzwerk nutzen, unser Netzwerk auf- und ausbauen, mit vielen Leuten in Kontakt kommen und dann dieses Wissen, das wir alle haben, nutzen. Denn es gibt schon sehr vielversprechende Ansätze.“

Und wie geht es jetzt mit dem Thema Nachhaltigkeit bei dir weiter?

Fabian: „Ich werde auf jedem Fall im BBV unterstützen in der Nachhaltigkeits-AG. Ich möchte mein Wissen teilen und im BBV zur Verfügung stellen. Beim BC GW Obernzell wollen wir eben eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln. Ich freue mich schon auf die anstehenden Projekte!“

Weitere Infos zur Ausbildung: https://csr-manager.info/nachhaltigkeitsmanagerin/

Vielen Dank für das Interview und dein Engagement für Nachhaltigkeit im Sport!

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